Das Einfamilienhaus steht sicherlich nicht vor seinem Ende, auch wenn das Interview mit Anton Hofreiter, dem Fraktionsvorsitzenden von Bündnis 90/Die Grünen im Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ die Zukunft des Einfamilienhauses in Deutschland in Frage stellt. Dem Interview war die Entscheidung des Leiters des Bezirksamts Hamburg-Nord vorausgegangen, in Bebauungsplänen keine Einfamilienhäuser mehr auszuweisen. Ähnliche Planungen gibt es bereits für Erfurt. Und auch in Kiel, Flensburg und Norderstedt wird darüber diskutiert, ob noch neue Einfamilienhäuser gebaut werden sollten. Anton Hofreiter zeigte dafür Verständnis, weil nach seiner Auffassung „Einparteienhäuser“ viel Fläche, Baustoffe und Energie verbrauchen. Sie sorgen nach seiner Auffassung für Zersiedelung und in der Folge für noch mehr Verkehr.
Tatsächlich ist das freistehende Einfamilienhaus schon seit Jahren auf dem Rückzug. Das Statistische Bundesamt (DESTATIS) vermeldet, dass die Mehrfamilienhäuser seit 2015 dominieren. Zuletzt wurden ca. 20 Prozent mehr Wohnungen in Mehrfamilienhäusern als Einfamilienhäuser genehmigt. Nur in den Jahren 1998 bis 2015 wurden teilweise erheblich mehr Neubaugenehmigungen für Einfamilienhäuser erteilt.
Es ist eine Frage des Platzes und der Infrastruktur. LBS-Verbandsdirektor Axel Guthmann weist zu Recht auf sogenannte „Umzugsketten“ hin. Denn nur bei ausreichender Variabilität der Wohnformen ist dafür gesorgt, dass jeder den Wohnraum erhält, den er sich wünscht und der für ihn geeignet ist. Im Idealfall greifen diese Ketten ineinander, z.B. so: Die Familie mit Kindern wünscht sich mehr Platz und einen eigenen Garten. Sie zieht in ein neu gebautes Einfamilienhaus. In die frei werdende große Wohnung zieht ein Paar, das zuvor in je einer kleineren Wohnung getrennt gewohnt hat. Diese beiden Wohnungen werden nun wieder für Singles frei. Und so weiter, und so weiter. Das Häuschen im Grünen wird also nicht schlagartig verschwinden.
Quelle: eigene Recherche, asscompact